07. Juni

Wanderung im Herzen der Cuillins




Eine Wanderung im Herzen der Cuillins sollte es werden, war es dann aber leider nicht wirklich. Aber fangen wir doch mit dem Anfang an.

Den eigentlichen "Bad Step" habe ich schon hinter mir, das ist der, raus aus dem Bett, der "Bad Step", den unsere für heute geplante Wanderung beinhaltet, wird wohl die Gretchenfrage werden.

Wir haben uns für heute vorgenommen, eine im Wanderführer beschriebene Wanderung im Herzen der Cuillins anzugehen. Die Cuillins sind ein sehr markanter Gebirgszug der Isle of Skye. Jedoch wird auf dieser Wanderung eine Stelle, die den Nahmen "Bad Step" trägt, besonders hervorgehoben. Dabei handelt es sich um eine schräge Felswand, die überquert werden muss. Diese Wand soll einen Riss haben, in welchem es möglich ist, über das Hindernis zu balancieren. Waldameise und ich sind uns einig, vor Ort zu entscheiden, ob wir uns das zutrauen, oder eben nicht. Für den Fall, dass wir es nicht wagen, kehren wir einfach um und haben trotzdem eine schöne Wanderung.

Der Anfahrtsweg bis zum Ausgangspunkt der Wanderung beträgt ca. 50km. Die Strecke besteht zum großen Teil aus einer Single Track Road, welche zwar keine hohe Reisegeschwindigkeit zulässt, dafür überaus reizvoll zu befahren ist.

Neben der kleinen Straße taucht langsam eine Kirchenruine auf, umgeben von einem alten, umzäunten Friedhof. "Das sieht interessant aus, sollen wir kurz halten?", frage ich Waldameise und steuere die Haltebucht an. Auf dem Weg zurück zum Womo bietet sich mir dieses reizvolle Bild, welches mich sofort an den Roman Glennkill von Leonie Swann denken lässt:

"Ich untersuche unauffällig den Laderaum, ihr steht solange Schmiere, und achtet dabei besonders auf die Ameise da ..."

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Nach einigen weiteren Kilometern erreichen wir den Wanderparkplatz, von welchem aus wir losmarschieren wollen, der Platz ist gut belegt, aber wir finden noch eine ebene Lücke, dem Kaffeekochen nach der Rückkehr sollte demnach nichts im Wege stehen. Wir schnüren die Wanderstiefel, das Gepäck wird verteilt und los geht es, zuerst ein Stück bergauf, dann ein wenig auf dem Hügelkamm gerade aus,

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und danach ziemlich steil wieder auf Meereshöhe hinab.

Auf dem nächsten Bild sieht man das kleine weiße Haus, das einzige in der Bucht mit dem interessanten Muschelstrand. An diesem Haus geht der Weg vorbei, danach um die erste, teilweise von der Sonne beschienenen Felsnase, hinter welcher der Bad Step, der Sicht entzogen, auf uns lauert.

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Unten angekommen, gönnen wir uns in der Bilderbuch - Gänseblümchenwiese eine kurze Pause.

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Nach dem Durchwaten eines Flusses, welcher vom im Norden gelegenen Loch na Creitheach kommt und hier in den Loch Scavaig fließt, habe ich ein wenig nasse Socken, Waldameise war schlauer, 100m weiter flussaufwärts gibt es eine Furt...

Der weitere Weg ist etwas mühsam, er ist nicht gut markiert und verästelt sich oft in viele Spuren, die von Tierpfaden nicht unterscheidbar sind. So müssen wir öfters mal wieder querfeldein die Böschung hoch- oder runter klettern, um aus einer Sackgasse wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Das ist nicht weiter schlimm, kostet nur einiges der, wie sich jetzt schon abzeichnet, viel zu knappen Zeit, um die Wanderung wie geplant durchzulaufen.

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Das Spiel "ich bin eine Bergziege" bringt uns Stück für Stück voran, Waldameise müpft auf, weil ihr der Magen knurrt, ich möchte jedoch bis an den Bad Step gelangen, der nicht mehr weit ist, und dort bei ausgiebiger Rast den weiteren Weg zu besprechen.

Das Wetter ist herrlich, nur der Wind weht kalt. Wir gelangen an eine Stelle, von der aus man den Felsen mit dem Bad Step sehen kann, dort, wo andere Wanderer sich zur Rast niedergelassen haben (auf dem großen Bild gut erkennbar, und nicht zu verwechseln mit der Gruppe Kanuten auf der Sandbank). Unser Ausguck ist durch Felsen hinter uns etwas windgeschützt und bietet einen prima Rastplatz.

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Wir beschließen, auch aufgrund der vorgerückten Zeit (14:30 Uhr), hier umzudrehen und die Wanderung im Herzen der Cuillins auf ein andermal zu vertagen. So bleibt uns auch die Entscheidung, ob wir uns den Balanceakt zutrauen oder nicht, erspart.

Aber eines ist sicher, beim nächsten Besuch auf der Isle of Skye, brechen wir früher auf und dann werden wir ja sehen ....

Nach dem Erleichtern von Waldameisen's Rucksack machen wir uns auf den Rückweg, der, nicht so weit wie der Rest der eigentlichen Wanderung, genügend Zeit für Extratouren läßt,
auch für's Knipsen.
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Wir klettern runter, an den Felse strand, der bei herrschendem Niedrigwasser Motive in Hülle und Fülle bietet.
Ein Blick nach unten, und so etwas tritt man mit Füßen!

Dieses herrliche Relief würde in mancher Ausstellung plastischer Kunst den dort gezeigten Exponaten den Rang ablaufen.

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Da steckt Arbeit dahinter, die harten Felsbrocken in solch handschmeichelnd runde Formen zu schleifen.

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Der Blick vom "Meeresboden" aus auf das einsame Haus am Muschelstrand.

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Weniger glatt, genauer - gemein scharfkantig - fühlen sich die Seepocken an, die auf den Felsen üppige Kolonien gebildet haben, ab und zu in Nachbarschaft zu Muscheln, die ebenfalls auf das Wiederkommen des Wassers hoffen.

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Hier ein weiteres "Kunstwerk", oder besser, "Naturwerk".

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Wir ziehen weiter und sind mittlerweile wieder an dem kleinen Fluss angekommen. Diesmal folge ich brav der Waldameise, und wie so oft, fahre ich nicht schlecht damit; hier komm auch ich trockenen Fußes auf die andere Seite.

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Dort, wo es auf dem Hinweg steil bergab ging, geht es auf dem Rückweg steil bergauf. Oben angekommen, werden wir mit der Aussicht auf einen einmalig schönen Himmel belohnt.

Ich komme beim Betrachten der Silbertöne der Wolken, die sich im Wasser wiederfinden, unweigerlich in's Schwärmen, wie in Öl gemalt!

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Der Rest des Weges, bis zum Parkplatz, führt kurz bergab, verläuft dann mehr oder weniger eben, und als wir glauben, wir haben es geschafft, zieht er sich doch noch unglaublich lange leicht bergauf.

Wieder an Board von Apollo 13 verwöhnen wir uns mit Keksen und Kaffee, bevor wir, müde, aber glücklich, die Fahrt zurück zum Campingplatz antreten.

Zu dieser Jahreszeit ist es so weit im Norden lange hell, das warme Licht des Abends scheint über Stunden, traumhaft schön, wenn man sich nur um diese Tageszeit ungeschoren im Freien aufhalten könnte.

Das letzte Bild des Tages, entstanden um 21:11

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Ich fange an Schottland zu lieben!