03. Juni

Fahrt zum Glen Nevis




Trotz meiner Schlacht, gestern abend, einsam am Seeufer, mit einer Horde blutrünstiger Minimonster, bin ich einigermaßen ausgeschlafen und für weitere Unternehmungen gerüstet.

Heute wollen wir ein gutes Stück weiter nach Norden kommen, mit dem Ziel, nahe des Ben Nevis für 2 oder 3 Tage zu campieren. Beim Frühstückskaffee haben wir uns auf folgende Route geeinigt:

1) An die Südspitze des Loch Lomond und dann am Westufer Richtung Norden,
2) Richtung Westen nach Inverary,
3) nach Norden, am Kilchurn Castle vorbei,
4) einen großen Halbkreis entgegen dem Uhrzeigersinn über das Ranooch Moor nach Fort Williams,
5) zum Campingplatz im Glen Nevis.


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Noch ein Wort zum Wetter: Wie in den letzten Tagen ist die Luft frisch, der Himmel blau und die Sonne scheint kräftig, hinter den Scheiben des Womo's ist es eindeutig zu warm, so hat die Klimaanlage (im Motorraum) wieder einmal reichlich zu tun.

Der Loch Lomond ist flächenmäßig der größte See Schottlands und gilt auch als der schönste. Wir fahren auf der A82 westlich am Loch entlang, die Straße ist für schnelles Vorankommen gebaut, mir wäre eine kleine Straße näher am Ufer lieber. Wir versuchen deshalb, ab und zu einen Parkplatz anzufahren, um die Schönheit von Loch Lomond zu genießen.

Bei Tarbet schwenken wir nach Westen und erreichen kurz danach den Loch Long. Hier gibt es direkt am Wasser eine Haltemöglichkeit, die wir gerne zum Vertreten der Beine benutzen.

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"Schau mal, Waschbär, das hier ist tatsächlich ein Briefkasten!", ist wohl doch was dran, an den Geschichten von den kleinen Gnomen und Elfen, denke ich mir.

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Die A82 ist gut befahren, der vor mir träumende Mitbürger fährt zu schnell, um ihn überholen zu können, aber immer wieder zu langsam, so dass ich mehr ihn, als die Landschaft im Auge haben muss. "Der nervst", knurre ich, "Lass uns dort auf dem Parkplatz anhalten, dann bist du ihn los", rät mir Waldameise. Gut, warum nicht, wir sind ja im Urlaub. So kommt es, dass wir nach nur kurzen 15km schon wieder Pause machen.

Wir beschließen einen nahegelegenen kleinen See aufzusuchen. An das Ufer zu gelangen, ist dabei gar nicht so einfach, wo man auch hintritt, tritt man wie auf einen nassen Schwamm und holt sich feuchte Socken.

Wir folgen einem Trampelpfad und entdecken dabei dieses Stilleben:

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Auf dem Rückweg fällt uns ein sehr schräg gewachsener Baum auf,

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an dessen Äste eine bunte Sammlung von Stoffstreifen gebunden sind. In Wikipedia findet sich dazu folgendes:

In Irland und Schottland kennt man beispielsweise die "rag trees", mit Stoffstreifen behangene Bäume in der Nähe von Quellen (Clootie well), denen Heilkräfte zugeschrieben werden, ein Brauch, der vermutlich bis in vorchristliche Zeiten zurückreicht.

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Nach dieser willkommenen Unterbrechung fahren wir entspannt weiter, das nächste Etappenziel ist Inveraray.

Über diese Stadt und das Castle - Wohnsitz des Duke of Argyll - findet man genügend interessante Informationen, ich werde hier nur wenige Sätze zu den Bildern verlieren.

Wenn man sich der Stadt nähert, fallen einem unweigerlich die weißen Häuserfronten in's Auge. In der rechten Hälfte des Bildes ist vor den Häusern der grüne Rasen zu erkennen, der auch uns zu einer kleinen Rast einlädt.

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"Hast Du gesehen,", stupst mich Waldameise an, "die hatten eben einen Fish&Chips Karton in den Händen". Sofort ist mein Hunger geweckt, und es wird auch langsam Zeit, dass wir uns an das Überlebensfutter Nummer 1 rantrauen, immerhin sind wir schon 4 Tage im Lande."

Die "Kartonausgabe" ist schnell gefunden, in Inveraray spielt sich so gut wie alles in der Hauptstraße ab. "Mit Essig?", der junge Mann hinter der Theke schaut mich fragend an. "Äh - nö, lieber erstmal nicht, Salz und Zitrone, bitte". Sachen gibt es, Essig ist sicher auch eine interessante Variante, aber, um es mit Baumbart zu sagen: Sachte, sachte, nur nicht so hastig, junger Schotte ...

Wir ergattern auf der Rasenfläche ein schattiges Plätzchen und sind hin und weg von dem herrlichen Fisch; die Pommes sind auch gut, nicht so hart, wie bei uns, eher weich, wie Kartoffeln eben.

Hier wird der Kung-Fu Panda, alias Waschbär, so richtig beim Futtern ertappt.

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Waldameise ist mit ihrer Portion schon fertig und horcht in sich hinein, eine Möve fliegt über der Pappschachtel, die Futter verspricht, ihre Kreise.

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Satt und friedlich lasse ich den Blick in die Runde schweifen und entdecke dabei diese Unikate; very British, aren't they?

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Dialog
Waschbär: "Nach dem Essen sollst du ruh'n"
Waldameise: "Oder tausend Schritte tun"
Waschbaer: "Brummel ..."

So schlendern wir ein wenig durch die Straßen, und .. also, die Hüte, die sind doch auch "very British", oder?

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Und dann wird mir auch noch schmackhaft gemacht, in der Hitze den Weg zum Castle unter die Sohlen zu nehmen. Das Castle ist wirklich schön, wir besichtigen es trotzdem nur von außen.

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Wieder voller Tatendrang, setzen wir unsere Fahrt zum Glen Nevis fort, und kommen auf unserer Route auch am photogenen Kilchurn Castle vorbei, damit ist der nächste Stop vorprogrammiert.

Wir stolpern von der Parkbucht der Straße aus die Wiese hinunter, bis an das Ufer des Loch Awe, am gegenüber liegenden Ufer erhebt sich die Ruine.

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Ich mache einige Bilder, gefallen tut mir keines wirklich, es gibt zuviel Sonne und blauen Himmel, zuwenig Nebel und Wolken. Bin ich hier in Italien, oder was?

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Und so nehmen wir die Reise wieder auf, ich mit gemischten Gefühlen (ein Hochmoor ohne Nebel ...), um das nächste Highlight der heutigen Tour anzusteuern, das wunderschöne Ranooch Hochmoor. Es gibt nur eine einzelne, auch von Schwerverkehr stark befahrene Straße und nur wenig Haltemöglichkeiten, für das nächste Mal wäre es interessant, hier Wanderungen einzuplanen.

Links am Straßenrand erspähe ich eine Lücke, die es uns ermöglicht, soweit von der Straße herunterzukommen, dass wir kein allzugroßes Verkehrshindernis darstellen. Wie das hier wohl im Herbst aussieht?

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Einige Meilen weiter befahren wir den Pass of Glen Coe, der durch herrliche Landschaften führt,

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und weiter geht es, am Loch Linnhe entlang, nach Fort William. Wir halten nicht in der Stadt, diese kann warten, sondern nehmen die letzten 2km unter die Räder, Richtung Südost, zum Campingplatz im Glen Nevis, am Fuße des Ben Nevis.

Es war wieder ein anstrengender, aber wunderschöner Tag. Was wir bisher mitbekommen haben, lässt schon jetzt den Schluss zu: Schottland wird uns noch öfter sehen!

Sollte sich jemand fragen, warum es keine Bilder von der Ankunft auf dem Campingplatz gibt, nun, am Anfang war ich zu müde/faul, und später - NEE, abends bringen mich keine 10 Gäule mehr vor die Womotür!