30. Mai

Auf die Fähre




Heute geht es auf die Fähre. Ich, der ich bisher immer gen Süden verreist bin, bin schon richtig auf die Nordsee, auf Ebbe und Flut gespannt.

Da wir genügend Zeit haben, nutzen wir das herrliche Sommerwetter und fahren weite Strecken über idyllische Landstraßen. Besonders begeistern mich die langen, schattigen Alleen, gebildet von alten, großen Bäumen.

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Damit die Fahrt nicht zu langweilig wird, sind ab und zu Sonderaufgaben zu lösen. Dazu gehören verwinkelte Ortsdurchfahrten, aber auch manche Kanalüberquerung erfordert eine präzise Navigation.

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Das letzte Stück das Strecke bleiben wir auf der Autobahn und erreichen nach einem Tankstop den Fährhafen in Ijmuiden (Amsterdam). Unser Schiff, die "King of Scandinavia", liegt schon da und wird für das Borden vorbereitet.

Es ist heiß! Zumindest hinter den Glasscheiben. Wir stehen in der Warteschlange, haben die Fenster teilweise verdunkelt und dösen vor uns hin. "Ich mach mal die Runde", melde ich mich bei Waldameise ab. Ich schlendere zum Tor, um durch die Gitterstäbe ein Photo unseres Dampfers zu machen. Auf dem Rückweg sehe ich einen jungen Mann die Böschung neben der Straße erklimmen, eine Filmkamera in der Hand. "Klar doch," schießt es mir durch den Kopf," der Blickwinkel von dort oben ist sicher viel besser, als der von meiner Position vor dem Tor."

Nur sind Sandalen nicht wirklich geeignet, einen mit Disteln durchsetzten Hang zu erklimmen, immer wieder piekst es, aber rauf muss ich: Geschafft!

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Es ist immer das Gleiche, oder?
Man wartet ewig darauf, dass das Boarding beginnt, erlebt zwei oder drei "Fehlstarts", nur weil einige Mitwartende plötzlich zu ihrem Fahrzeug laufen, gibt sich wieder seufzend dem Nichtstun hin und - stellt plötzlich überrascht fest, dass die Fahrzeuge vor einem sich in Bewegung setzen und man selbst noch nicht startklar ist; also schnell die Türen zu, die Kaffeetassen in die Spüle, das Triebwerk angeworfen und los geht es.

Wir werden als zweites Fahrzeug auf einer Fahrspur in den Bauch der Fähre gelotst, immer tiefer hinein, der Vordermann stoppt vor einer massiven Stahlwand, und wir hinter ihm. Wie sollen wir hier wieder rauskommen? Umdrehen ist unmöglich, die Spur ist viel zu eng, die Stahlwand vor uns sieht nicht so aus, als ob sie beweglich wäre, also rückwärts?!? - Na, wir sind sicher nicht die ersten, die hier wieder raus mussten, lassen wir es also auf uns zukommen.

Wir erklimmen die steilen Treppen, die uns aus der stickigen Luft der Garagen nach oben bringen, suchen unsere Kabine und verstauen das leichte Gepäck in derselben, dann geht es weiter nach oben, so weit wie möglich, des Windes und der Sicht wegen.

Mann, sind diese Pötte hoch! Ganz oben angekommen, unter freiem Himmel, hat man einen herrlichen Ausblick. Aber auch auf dem Deck selbst wird richtig was geboten, Livemusik, zukünftige Stars und eine Bar heizen ein, oder sorgen für Kühlung - zum Tanzen freilich kann ich Waldameise nicht überreden (sie mich aber auch nicht!),

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aber wie wäre es mit einem kühlen Getränk - ich höre uns nicht nein sagen - "Auf Schottland!"

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Die Wirkung dieses einen Bieres bringt in Erinnerung, dass der Magen gefüllt werden möchte, und durch die Vorfreude auf das Dinner kommt dieses Organ erst richtig in Fahrt: Hunger!

Wir sehen zu, wie die "King of Scandinavia" langsam vom Kai ablegt und die Anlegestelle hinter sich lässt.

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Da es noch etwas früh zum Essen ist, das Restaurant öffnet erst später, beschließen wir, solange auf Deck zu bleiben, bis wir definitiv den Hafen verlassen haben.

Das stellt sich schnell als Schnapsidee heraus, mei - ist dieser Hafen groß! Den Blick nach hinten gerichtet wundern wir uns, was so alles, außer dem offenen Meer, an uns vorbeizieht. Endlich erscheint die Hafeneinfahrt in unserem Blickfeld, geschafft - wir sind auf dem Meer, unterwegs nach Newcastle.

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Wir sind vom Essen zurück, das Buffet war wirklich gut und wir haben uns reichlich Zeit gelassen, entsprechend satt hatten wir deshalb auf dem Rückweg zur Kabine einen Umweg an einer Bar vorbei eingeplant, jetzt sind wir in unserer "Luxuskabine" und richten uns für die Nacht. Untergebracht sind wir in einer "Außen-vierer-Kabine", zu zweit, das klingt verlockend komfortabel, aber die Realität ist dann leider weniger angenehm. Die Kabine befindet sich auf Deck 5, knapp oberhalb der Wasseroberfläche, nah an den Betriebsräumen weiter unten, in der Kabine war es viel zu warm, extrem laut, und es stinkt nach Gulli. Die Quelle des Gestankes ist bald gefunden, die Duftwolke entweicht dem Ablauf der Dusche. Um die Götter gnädig zu stimmen, opfern wir ein Handtuch; in Wasser getaucht und auf den Gulli gelegt wirkt es wahre Wunder.

Ein letzter Blick nach draußen, danach wird versucht zu schlafen. Die Gedanken eilen voraus, dem Morgen entgegen, dem eigentlichen Urlaubsbeginn, mit Linksverkehr ...

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